COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln! – Eine Initiative stellt sich vor
Berlin, 03.08.2022
Sechs Experten*innen eines interdisziplinären Advisory Boards fordern einen Paradigmenwechsel in der COPD-Therapie: weg von der Reaktion auf Ereignisse, hin zur präventiven Medizin. So wollen sie die Hospitalisierungs- und Mortalitätsrate bei COPD-Parienten*innen senken und deren Lebensqualität verbessern. Zu diesem Zweck hat das Expertengremium mithilfe der BERLIN-CHEMIE AG die Initiative „COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln!“ gegründet. Stellvertretend für das gesamte Advisory Board stellten am Dienstag, den 12.07. Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier (Marburg), Dr. Petra Sandow (Berlin) und Dr. Christian Gade (Lüneburg) die Motivation und das geplante Vorgehen der Initiative in einer digitalen Pressekonferenz vor.
Kurzvorstellung der Mitglieder der Initiative „COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln!“
Frau Bannert-Cybulski ist Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie und Allgemeinmedizin. Sie arbeitet seit über 10 Jahren als niedergelassene Ärztin. Aktuell ist sie Teil des Gemeinschaftspraxis-Teams Mertens I Dr. Dr. Adarkwah & Partner in Kreuztal. Hier liegt ihr Schwerpunkt auf der Versorgung der Patienten*innen mit Asthma, COPD und schlafbezogenen Atemstörungen. Sie war u. a. an den Kliniken in Leverkusen sowie an der Lungenfachklinik Bethanien (Solingen) im Bereich pneumologische Onkologie tätig.
Dr. med.
Christian Gade
Herr Dr. Gade ist niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie in der Gemeinschaftspraxis Johanniskirche in Lüneburg. Außerdem ist er bereits langjährig als Notarzt im Rettungsdienst im Einsatz. Nach dem Studium war er viele Jahre als Internist und Notarzt am Asklepios Klinikum Harburg tätig. Seine Fachgebiete sind insbesondere Diagnostik und Therapie von Allergien und Asthma sowie COPD. Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt auf Patienten*innen-Schulungen. Er ist unter anderem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) und des Berufsverbands deutscher Internisten (BDI).
Prof. Dr. med.
Timm Greulich
Herr Prof. Dr. Greulich arbeitet als niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Schlafmedizin in der PneumoPraxis Marburg und ist außerdem klinisch als Pneu-mologe am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Diagnostik und Differential Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD und α-1-Antitrypsin-Mangel. Darüber hinaus ist er Mitglied der Autor*innengruppe der S2k-Leitlinie „Asthma“.
Prof. Dr. med.
Marek Lommatzsch
Herr Prof. Dr. Lommatzsch arbeitet als leitender Oberarzt der Pneumologie am Universitätsklinikum Rostock. Er ist Sprecher des Deutschen Lungentages und stellvertretender Vorsitzender der Programmkommission der DGP. Darüber hinaus ist er Sprecher der Sektion Pneumologie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) sowie Mitglied weiterer medizinischer Fachgesellschaften.
Dr. med.
Petra Sandow
Frau Dr. Sandow ist seit 31 Jahren niedergelassene Hausärztin in ihrer Praxis in Berlin-Charlottenburg. Sie hat sich auf Infektiologie sowie Naturheilverfahren und Suchtmedizin spezialisiert. Für einige Jahre war sie als Landessportärztin in Brandenburg tätig. Sie ist Mitglied des Esanum-Beirats und Mitgründerin der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.
Prof. Dr. med.
Claus Vogelmeier
Herr Prof. Dr. Vogelmeier ist Direktor der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie am UKGM Marburg. Außerdem ist er Sprecher des Deutschen Asthma- und COPD-Netzwerks des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Science Committees der Global Initiative for chronic obstructive Lung Disease (GOLD). Er wurde sowohl zum Fellow der European Respiratory Society als auch zum Fellow der American Thoracic Society ernannt. Seit 2016 ist er als Mitglied des Editorial Boards des European Respiratory Journals aktiv. Darüber hinaus wirkte er an über 400 Originalarbeiten und Reviews mit.
Astrid Bannert-Cybulski
Frau Bannert-Cybulski ist Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie und Allgemeinmedizin. Sie arbeitet seit über 10 Jahren als niedergelassene Ärztin. Aktuell ist sie Teil des Gemeinschaftspraxis-Teams Mertens I Dr. Dr. Adarkwah & Partner in Kreuztal. Hier liegt ihr Schwerpunkt auf der Versorgung der Patienten*innen mit Asthma, COPD und schlafbezogenen Atemstörungen. Sie war u. a. an den Kliniken in Leverkusen sowie an der Lungenfachklinik Bethanien (Solingen) im Bereich pneumologische Onkologie tätig.
Dr. med.
Christian Gade
Herr Dr. Gade ist niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie in der Gemeinschaftspraxis Johanniskirche in Lüneburg. Außerdem ist er bereits langjährig als Notarzt im Rettungsdienst im Einsatz. Nach dem Studium war er viele Jahre als Internist und Notarzt am Asklepios Klinikum Harburg tätig. Seine Fachgebiete sind insbesondere Diagnostik und Therapie von Allergien und Asthma sowie COPD. Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt auf Patienten*innen-Schulungen. Er ist unter anderem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) und des Berufsverbands deutscher Internisten (BDI).
Prof. Dr. med.
Timm Greulich
Herr Prof. Dr. Greulich arbeitet als niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Schlafmedizin in der PneumoPraxis Marburg und ist außerdem klinisch als Pneu-mologe am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Diagnostik und Differential Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD und α-1-Antitrypsin-Mangel. Darüber hinaus ist er Mitglied der Autor*innengruppe der S2k-Leitlinie „Asthma“.
Prof. Dr. med.
Marek Lommatzsch
Herr Prof. Dr. Lommatzsch arbeitet als leitender Oberarzt der Pneumologie am Universitätsklinikum Rostock. Er ist Sprecher des Deutschen Lungentages und stellvertretender Vorsitzender der Programmkommission der DGP. Darüber hinaus ist er Sprecher der Sektion Pneumologie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) sowie Mitglied weiterer medizinischer Fachgesellschaften.
Dr. med.
Petra Sandow
Frau Dr. Sandow ist seit 31 Jahren niedergelassene Hausärztin in ihrer Praxis in Berlin-Charlottenburg. Sie hat sich auf Infektiologie sowie Naturheilverfahren und Suchtmedizin spezialisiert. Für einige Jahre war sie als Landessportärztin in Brandenburg tätig. Sie ist Mitglied des Esanum-Beirats und Mitgründerin der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.
Prof. Dr. med.
Claus Vogelmeier
Herr Prof. Dr. Vogelmeier ist Direktor der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie am UKGM Marburg. Außerdem ist er Sprecher des Deutschen Asthma- und COPD-Netzwerks des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Science Committees der Global Initiative for chronic obstructive Lung Disease (GOLD). Er wurde sowohl zum Fellow der European Respiratory Society als auch zum Fellow der American Thoracic Society ernannt. Seit 2016 ist er als Mitglied des Editorial Boards des European Respiratory Journals aktiv. Darüber hinaus wirkte er an über 400 Originalarbeiten und Reviews mit.
Die COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Morbidität und Mortalität1 und lag in der Todesursachenstatistik nach der ICD-10 2020 auf Platz 7.2 Im Verlauf der Erkrankung kommt es bei Menschen mit COPD häufig zu Verschlechterungen.3 Nach Meinung des Expertengremiums werden jedoch die ersten Symptome von den Patienten*innen oft nicht ernst bzw. wahr genommen und auch Ärzte*innen scheinen mitunter zu wenig für COPD-Verschlechterungen sensibilisiert, sodass erste Verschlimmerungen der Erkrankung nicht (ausreichend) therapiert werden.
COPD – warum jede Verschlechterung ein Warnzeichen ist
„Das therapeutische Eingreifen bei ersten symptomatischen Verschlechterungen ist von großer Bedeutung bei der Behandlung von Menschen mit COPD“, erklärt Prof. Vogelmeier zu Beginn der Pressekonferenz. „Bereits erste COPD-Verschlechterungen können zu erheblichen Problemen führen. Die resultierende Atemnot ist ein starker Prädiktor für Exazerbationen, Hospitalisierungen und Tod.“, führte er fort. Die Experten*innen sind der Ansicht, dass man ihnen eine größere Bedeutung bei der COPD-Therapie zukommen lassen sollte mit dem Ziel, den Weg der Patienten*innen durch die COPD-Abwärtsspirale so weit als möglich zu verlangsamen. Das nächste Stadium der Abwärtsspirale sind vermehrte moderate bis schwere Exazerbationen, die zur Hospitalisierung und einer erhöhten Mortalität führen können.4 Es ist bekannt, dass jede Exazerbation die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Exazerbationen erhöht.
Zusätzlich steht die Schwere sowie die Häufigkeit von Exazerbationen im Verhältnis zu dem Anstieg der Gesamtmortalität und der COPD-bedingten Sterblichkeit.5 COPD-Exazerbationen und COPD-Verschlechterungen sind folglich nicht nur ein Faktor der akuten Erkrankung, sondern vielmehr ein Progressionsmarker der COPD. Allerdings wird in der Behandlung der COPD oft erst gehandelt, nachdem der*die Patient*in bereits exazerbierte bzw. eine drastische Zunahme der Symptome stattgefunden hat. Dementsprechend sollten bereits frühe COPD-Verschlechterungen den Startpunkt für eine präventiv-medizinische Behandlung der Patienten*innen darstellen. „Daher braucht es dringend einen Paradigmenwechsel in der COPD-Therapie – von der Reaktion zur Prävention. Um dies zu erreichen, müssen Warnzeichen von Seiten des*der Arztes*Ärztin und von Seiten der Patienten*innen (besser) wahrgenommen werden.“, resümiert Prof. Vogelmeier.
Was sind die Hindernisse einer adäquaten Versorgung?
Die Relevanz von COPD-Verschlechterungen und Exazerbationen für den Krankheitsverlauf und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten*innen ist bekannt,6 dennoch gibt es offensichtlich Lücken in der Versorgung. Während beispielsweise bei Herzinfarkten die Sterblichkeit sinkt7, stieg sie bis 2019 bei COPD-Patienten*innen mit akuten Exazerbationen weiterhin an.8 Doch wo liegen die Probleme bei der Versorgung von Menschen mit COPD? Dieser Frage möchte sich das Expertengremium annehmen und die niedergelassene Hausärztin Dr. Sandow und der niedergelassene Pneumologe Dr. Gade stellten sich dieser Thematik in einer spannenden Diskussion. „In der hausärztlichen Praxis stehen wir oft vor der Problematik, dass zahlreiche Indikationen betreut werden müssen. Oftmals leiden unsere Patienten*innen nicht nur an einer Erkrankung und Komorbiditäten müssen ebenfalls beachtet werden. Die Diagnose einer COPD-Verschlechterung oder einer Exazerbation kann dadurch ein schwieriges Unterfangen sein – gerade, da wir für letztere nur eine sehr schwammige Definition haben.“, erklärte Dr. Sandow auf die Frage, warum Exazerbationen häufig nicht erkannt werden. Ein weiteres Problem sei, dass „Patienten*innen das Wort ‚Exazerbation‘ überhaupt nicht mit den AHA-Symptomen (Auswurf, Husten, Atemnot) in Verbindung bringen. Exazerbation ist ein mehr als unglückliches Wort und wir sollten auf eine patientengerechte Sprache achten. Außerdem müssen wir wirklich abfragen, ob der*die Patient*in seit dem letzten Kontrollbesuch Verschlechterungen hatte, da diese oft schon wieder vergessen sind. Hier hilft nur gezieltes und strukturiertes Nachfragen und das Suchen nach Anzeichen einer vergangenen Exazerbation“, ergänzte Dr. Gade. Die Diskussion verdeutlichte, dass es noch viele Fallstricke bei der COPD-Behandlung gibt. Um dies zu ändern, braucht es, laut der Experten*innen mehr Aufklärung rund um das Thema COPD und das Bewusstsein für die COPD-Verschlechterungen muss gestärkt werden.
COPD-Verschlechterungen? Nicht warten, handeln!
„Das Motto verbindet unsere Beweggründe. Wir setzen uns dafür ein, dass nicht erst auf Ereignisse wie eine Exazerbation reagiert wird, sondern dass wir künftig bei jeder COPD-Verschlechterung präventiv-medizinisch agieren, um die Prognose der Patienten*innen zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhalten.“, erklärt Dr. Gade. Kommt es trotzdem zu Exazerbationen muss darauf angemessen reagiert werden – ganz nach dem Motto: nicht warten, handeln! Dazu gehört, dass die Eskalation der medikamentösen Behandlung rechtzeitig durchgeführt wird, da dadurch nachweislich die Lungenfunktion verbessert, die Rate an Exazerbationen gesenkt und das Mortalitätsrisiko vermindert werden kann.9 Je nach bestehender Vortherapie muss geprüft werden, welche Therapieanpassung für den*die Patient*in zur jeweiligen Symptomatik (Exazerbationen und/oder Luftnot) sinnvoll ist.6 Nach einer Hospitalisierung (aufgrund einer Exazerbation) können nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten, wie Rehabilitationsmaßnahmen innerhalb von drei Monaten nach Entlassung, das Mortalitätsrisiko ebenfalls vermindern.10 Die Initiative „COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln!“ will daher mehr Awareness für die COPD und deren (Sekundär-)Prävention schaffen. Denn jede COPD-Verschlechterung ist ein Warnzeichen und muss von Patienten*innen und Behandlern ernstgenommen werden, um die COPD-Abwärtsspirale zu stoppen und die Versorgung von Menschen mit COPD zu verbessern.
GOLD Report (2022). Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease. Zugriff: 01.08.2022. https://goldcopd.org/2022-gold-reports-2/
Lindenauer PK et al. JAMA. 2020; 323(18):1813-1823.
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