Kongress kompakt vom DGP 2025

Berlin, 05.05.2025 | Lesezeit: 5 Min.

In diesem Jahr fand der jährliche Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) unter dem Motto „Pneumologie 2025 – Herausforderungen und Möglichkeiten“ in Leipzig statt. Zum 65. Mal trafen sich die Teilnehmenden, um neue Entwicklungen rund um technologische Fortschritte, neue Behandlungsmethoden und veränderte gesundheitspolitische Rahmenbedingungen zu diskutieren. Unter ihnen auch Prof. Dr. Kathrin Kahnert und PD Dr. Dieter Munker, die im PneumoChannel Podcast „Kongress kompakt“ über wichtige Highlights vom Kongress berichten.

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Auszug aus dem Podcast:

„Dieses Jahr habe ich viel praxisrelevantes vom DGP-Kongress mitgenommen und bin gespannt, was die nächste Zeit bringt“

„Ich finde, man sieht, dass die Lunge einfach dafür gemacht ist, frische Luft zu atmen.“

In einer praxisrelevanten Session wurden wichtige Aspekte zur Differenzierung von berufsbedingtem und arbeitsverstärktem Asthma thematisiert. Es wurde betont, wie entscheidend eine frühe Berufsberatung ist, um spätere Risiken zu vermeiden – insbesondere bei sensiblen Berufen wie dem Bäckerhandwerk. Auch das hohe Risiko für Berufserkrankungen bei landwirtschaftlicher Tätigkeit wurde aufgezeigt: Allergene und organische Stäube von Tieren, Schimmel und Getreide können unter anderem zu Asthma und dem Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) führen. Eine Studie belegte eine signifikant schlechtere Lungenfunktion bei Menschen in landwirtschaftlicher Umgebung. Auch das erhöhte Asthmarisiko bei Reinigungskräften wurde hervorgehoben. Hier hilft das STOP-Prinzip: Substitution, Technik, Organisation und persönliche Schutzmaßnahmen. 

Zudem war auf dem Kongress die Abgrenzung zwischen schwerem und schwierigem Asthma ein viel diskutiertes Thema. Denn nur ein kleiner Teil der Patienten*innen benötigt Biologika.

Ein zentrales Thema war die frühe Diagnostik der COPD. Der Konsens: Je früher die Erkrankung erkannt wird – etwa durch präzisere Verfahren wie Bodyplethysmographie, Diffusionsmessung oder CT –, desto besser lässt sich der Verlauf beeinflussen. Die häufig eingesetzte Spirometrie ist dafür oft nicht sensitiv genug, insbesondere bei leichter COPD. Ergänzende Diagnostik durch Fachärzte*innen ist daher sinnvoll.
Auch das Management von Exazerbationen wurde intensiv diskutiert: Trotz klarer Leitlinien wird bei 50 % der Betroffenen die Therapie nach einer akuten Verschlechterung nicht angepasst und es existiert ein eindeutiges Versorgungsdefizit.
Biologika stehen ebenfalls im Fokus: Zwar ist bisher nur ein Wirkstoff zugelassen, doch zahlreiche neue Substanzen befinden sich in der Entwicklung.

Das Lungenkrebsscreening steht in Deutschland kurz vor dem Start und könnte den Praxisalltag nachhaltig verändern. Ab dem zweiten Quartal 2026 sollen Personen zwischen 50 und 75 Jahren mit relevanter Raucheranamnese regelmäßig per Low-Dose-CT untersucht werden. Ziel ist die frühzeitige Erkennung heilbarer Tumorstadien und eine mögliche Reduktion der Sterblichkeit, bei gleichzeitigem Anstoß zur Rauchentwöhnung. Herausforderungen bestehen in möglichen Überdiagnosen, falsch-positiven Befunden und psychischen Belastungen. Künstliche Intelligenz soll hier unterstützend wirken. 

Zusätzlich könnten im Screening weitere relevante Befunde entdeckt werden – etwa Osteoporose oder Koronarkalk. Das Lungenkrebsscreening bietet auch die Chance, bislang unerkannte COPD-Fälle zu identifizieren. Entscheidend für den Erfolg ist eine strukturierte Umsetzung mit guter Kommunikation zwischen Ärzten*innen und Patienten*innen.

Klimawandel und Luftverschmutzung standen als zentrale Gesundheitsrisiken unserer Zeit im Fokus mehrerer Sessions. Verbrennungsprozesse und Viehwirtschaft gelten als Hauptquellen für Feinstaub und klimaschädliche Emissionen. Besonders gefährlich ist die Kombination aus Hitze und Feinstaub, die die Sterblichkeit nachweislich erhöht. Auch Dürren, aufgewirbelter Staub oder Waldbrände verschärfen die Belastung mit feinen und ultrafeinen Partikeln, die tief in die Lunge eindringen und dort Entzündungen sowie systemische Schäden auslösen können. Extremwetterereignisse wie die Flut im Ahrtal 2021 führten zudem zu Versorgungsausfällen und psychischen Belastungen. 

Trotz dieser alarmierenden Entwicklungen zeigt sich auch ein positiver Trend: Die feinstaub bedingte Sterblichkeit in Europa konnte seit 2005 um 59 % gesenkt werden – dank technischer Innovationen und schärferer Umweltauflagen. Ein klares Signal, dass konsequente Umweltpolitik wirkt.

Quellen:

  1. DGP Kongress, 09.-12. April 2025, Leipzig.

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