Digitalisierungsstrategie - Verbesserung der Versorgung als hehres Ziel
Berlin, 31.05.2023 | Lesezeit: 2 Min.
Die Digitalisierung als Chance sehen. Das ist jetzt nicht so neu, denn die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Mit der Digitalisierungsstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit und den daraus folgenden Gesetzen soll die „Vision 2030: Digitales Gesundheitsökosystem“ einen großen Schritt nach vorne machen.1 Das Feedback von der Ärzteschaft und den Krankenkassen fällt aktuell gemischt aus. Wir haben einige Punkte der Strategie und Reaktionen für Sie zusammengefasst.2,3 und wollen gerne Ihre Meinung hören: Ist die Digitalisierungsstrategie ein Schritt nach vorne? Teilen Sie uns Ihre Meinung am Ende des Artikels gerne mit.
Die neue Strategie soll allen Akteuren im Gesundheits- und Pflegebereich als Orientierung dienen.1 Kernpunkte sind u. a. der Ausbau der elektronischen Patientenakte (ePA) als individuelle Gesundheitsplattform, Digitale Gesundheits- und Pflegeanwendungen (DiGA und DiPA) als integrale Bestandteile der Versorgung, mehr Telemedizin und die Nutzung der Gesundheitsdaten für die Forschung. Die Nutzerorientierung spielt dabei eine zentrale Rolle.1
Die Umsetzung von kurzfristigen Maßnahmen beginnt bereits im Jahr 2023.1 Gesetzlich verankert werden sollen die Inhalte der Strategie im Digitalgesetz, in dem unter anderem verbindliche Startzeitpunkte für das e-Rezept und die ePA festgelegt werden, sowie im angekündigten Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG).4
Wichtige Eckpunkte und Ziele der Strategie:1
- Ziel der Opt-Out-Variante der ePA ist, dass bis 2025 80 % der gesetzlich Versicherten eine ePA besitzen.
- Es soll eine automatisierteBefüllung der ePA mit einer digitalen Medikationsübersicht erfolgen.
- Einrichtung eines Kompetenzzentrums Digitalisierung und Pflege, mit Etablierungeiner digital unterstützten, interoperablen Pflegedokumentation.
- Einführung einer durch Fachpersonal assistierten Telemedizin in Apotheken und Gesundheitskiosken sowie Aufhebung der 30 -%-Limitierung für telemedizinische Leistungen mit dem Ziel bis 2026 für mindestens 60 % der hausärztlich unterversorgten Regionen eine solche Anlaufstelle zu bieten.
- Verbindliche Start des eRezeptes zum 1. Januar 2024; einlösbar mit App und Gesundheitskarte.
- Etablierung von DiGA und DiPA als integrale Bestandteile digital unterstützter Versorgungsprozesse als kurzfristige Maßnahme.
- Möglichkeit des Datenaustauschs zwischen ePA und DiGA/DiPA
- Ausweitung der DiGA als nutzenstiftende Medizinprodukte der Risikoklasse 2b.
- Abbildung von umfassenden telemedizinischen Versorgungskonzepten
- Papierlose Kommunikation im Gesundheits- und Pflegewesen z. B. Etablierung von digital unterstützten und integrierten Versorgungspfaden („digitalisierte Disease-Management-Programme“ – dDMP)
- Weiterentwicklung der gematik GmbH zu einer Digitalen Gesundheitsagentur in 100-prozentiger Trägerschaft des Bundes als verantwortliche Stelle für digitale Anwendungen im deutschen Gesundheits- und Pflegewesen in den nächsten 2 Jahren.
- Stärkung der Forschungsdatenlandschaft mit Gesundheits- und Pflegedaten, mit dem Ziel bis Ende 2026 mindestens 300 Forschungsvorhaben unter Nutzung der gewonnenen Daten durchzuführen bzw. zu initiieren.
- Möglichkeit der automatische Abrufbarkeit von pseudonymisierten ePA-Daten über das aktuell aufgebaute Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ).
Gemischte Resonanz
Ein großer Kritikpunkt ist das Vorhaben der Bundesregierung die gematik GmbH zu einer Digitalagentur in 100 % Trägerschaft des Bundes umzubauen.2 Aktuell hält das Ministerium bereits Gesellschafteranteile in Höhe von 51 %.2 Die weiteren Gesellschafter u. a. die Bundesärztekammer (BÄK), äußern die Sorge, das bei Entscheidungen die Akteure, die es letztendlich betreffen wird, außen vorgelassen werden könnten.2
Die Opt-Out-Lösung der ePA dagegen wird vor allem von den Krankenkassen sehr positiv aufgenommen. Der GKV-Spitzenverband sieht das Potential der ePA das Herzstück eines digital modernisierten Gesundheitswesens zu werden.5 Die Ärzteschaft und KBV warnen jedoch vor einer zu schnellen und nicht ausgereiften Umsetzung der Opt-Out-Variante der ePA.3 Es fehlen Strukturen und Prozeduren, welche Datensicherheit, die Einhaltung ethischer Standards und die Wahrung der Grundrechte von Patienten*innen gewährleistet, so der Präsident der Bundesärztekammer.3
Diskussion – tbc
Datenschutz, auch im Hinblick auf die Nutzung der Gesundheitsdaten als Forschungsdaten, praktische Umsetzung, Finanzierung, Timeline… nach der Veröffentlichung der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung werden weiterhin viele Punkte noch offen von den einzelnen Interessensgruppen diskutiert. Denn auch wenn durch die Digitalisierung alles einfacher werden soll, scheint der Weg dahin genau das nicht zu sein.
Ihre Meinung interessiert uns:
Macht die Digitalisierung des Gesundheitswesens durch die Digitalisierungsstrategie Ihrer Meinung nach einen Schritt nach vorne?
Ja, ich finde die Ziele und das Vorgehen realistisch Nein, die Strategie ist vorerst nicht mehr als eine Grundlage
Weiterführende Informationen
Im Einblick-Podcast des Gesundheitsmanagements der BERLIN-CHEMIE AG: Ein Gespräch mit Sebastian Zilch vom Bundesgesundheitsministerium über die Ziele der Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die nächsten Maßnahmen zur Umsetzung. Hören Sie rein.
Quellen:
- Bundesministerium für Gesundheit: Gemeinsam digitial. Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesens und die Pflege, März 2023, 1. Auflage
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141572/Lauterbach-will-Selbstverwaltung-in-der-Gematik-entmachten
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141553/Lob-und-Kritik-fuer-Lauterbachs-Digitalstrategie
- https://www.aerztezeitung.de/Politik/Lauterbach-will-Digitalisierung-in-Praxen-kraeftigen-Schubs-geben-437298.html
- https://www.aerztezeitung.de/Politik/KBV-Vorstaende-nennen-Lauterbachs-Digitalziele-erkennbar-unrealistisch-437299.html
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