Reicht der inspiratorische Fluss? – Die Krux bei der Inhalatorwahl

Berlin, 27.11.2024 | Lesezeit: 2 Min.

Inhalative Medikamente werden von Menschen mit unterschiedlichsten physischen, motorischen und kognitiven Voraussetzungen benötigt. Ganz klar, dass da nicht „One Size Fits All“ gelten kann. Daher stehen eine Vielzahl verschiedener Inhalatormodelle und -Systeme zur Verfügung. Um Fehler zu vermeiden, die die Effektivität der Therapie beeinträchtigen könnten, muss nicht nur gut geschult werden, sondern der Inhalator auch zum*r Patienten*in passen.1,2 Ein wichtiger Faktor dabei, welche Inhalatoren überhaupt infrage kommen, ist der inspiratorische Fluss.3

Immer wieder ergeben Studien, dass Atemwegspatienten*innen hohe Fehlerquoten bei der Anwendung ihrer Inhalatoren aufweisen.4,5 Dies trifft insbesondere auf Ältere und Menschen mit kognitiven oder motorischen Einschränkungen5 zu oder wenn mehrere verschiedene Inhalatoren4 benutzt werden. Eine aktuelle Untersuchung in der Schweiz hospitalisierter Patienten*innen mit COPD zeigte, dass zwei Drittel der Teilnehmenden kritische Fehler bei der Inhalation ihrer Medikamente machten.5 Jedoch war nicht bei allen Patienten*innen mangelnde Schulung die Ursache. Bei einem Anteil von über 13,8 % war der inspiratorische Fluss nicht ausreichend für den verschriebenen Inhalator.5

Der inspiratorische Fluss muss stimmen

Eine entscheidende Größe für eine effektive Inhalation ist der inspiratorische Fluss.3 Dieser ist abhängig von der individuellen Geometrie und Funktion der Lunge des*r Patienten*in. Hierbei sollte auch nicht vergessen werden, dass sich diese im Laufe der Zeit verändern können. Bei der Inhalation mit einem Trockenpulverinhalator spielt jedoch noch ein zweiter Parameter eine Rolle: der Gerätewiderstand.3 Nur wenn beide im richtigen Verhältnis stehen, werden die Wirkstoffpartikel optimal desagglomeriert und der maximale Anteil kommt in den Zielstrukturen in der Lunge an.3 Ist nun der inspiratorische Fluss zu gering, können die Partikel nicht ausreichend dispergiert werden. Ist er dagegen zu hoch, prallt ein größerer Anteil der Partikel gegen die Rachenwand und erreicht die Lunge nicht.3

Flussrate messen mit dem In-Check Dial®

Auch die aktuellen nationalen COPD- und Asthma-Versorgungsleitlinien raten, den inspiratorischen Fluss bei der Wahl des passenden Inhalators zu berücksichtigen.1,2 Doch wie lässt sich der eigentlich bestimmen? Und noch dazu für verschiedene Inhalatoren? Geräte zur Messung der Flussrate sind noch wenig verbreitet.6 Allerdings gibt es mit dem In-Check Dial® ein einfach anzuwendendes portables Gerät, bei dem verschiedene interne Widerstände mechanisch eingestellt werden können. So können Sie überprüfen, welche Inhalatormodelle für den*die einzelne*n Patient*in infrage kommen. Denn ein gut passender Inhalator lohnt sich: Es konnte gezeigt werden, dass Patienten*innen, die mit ihrem Inhalator zufrieden sind, bessere Adhärenz zeigten und sich die Zufriedenheit signifikant auf die Zahl der Exazerbationen auswirkte.7

Effektiv intervenieren

Eine erste Einschätzung, ob psychische Komorbiditäten vorliegen, lässt sich durch direkte Nachfrage nach Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und reduzierter Freude an Dingen, die der*die Patient*in eigentlich gerne tut, gewinnen.4 Tiefere Hinweise geben strukturierte Fragebögen, wie beispielsweise der PHQ-9 (Patient Health Questionnaire 9), der GAD-7 (Generalized Anxiety Disorder 7) oder der HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale).4 Deuten diese auf eine psychische Begleiterkrankung hin, kann an eine psychiatrische Fachpraxis zur Diagnose und Therapieeinleitung überwiesen werden.4

Auch bei leichten depressiven Symptomen und Unsicherheiten sollte bereits interveniert werden. Krankheitsspezifische Schulungen und Selbsthilfegruppen können in diesem Fall schon eine große Hilfe für Patienten*innen darstellen und zu mehr Souveränität im Umgang mit ihrer Erkrankung beitragen.3 Bei schwereren Depressionen und Ängsten wird oft die kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt und für COPD-Patienten*innen existieren an die Erkrankung angepasste Programme.3 Dabei werden dysfunktionales Denken und Emotionen, beispielsweise im Kontext von Atemnot oder sozialer Isolation thematisiert sowie Folgen aus negativen Verhaltensweisen. Daraufhin erlernen Betroffene Techniken zur Angstbewältigung und zum erfolgreichen Selbstmanagement.3 Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich bei krankheitsassoziierten psychischen Erkrankungen als besonders wirksam erwiesen, insbesondere wenn sie mit Maßnahmen zur Aktivitätsförderung kombiniert wird.3 Das kann beispielsweise im Rahmen einer pneumologischen Rehabilitation erfolgen.

Weiterführende Informationen

Sie möchten mehr zum Thema Inhalationstechnik erfahren? Lesen Sie hier  weiter.

Wenn Sie mehr über den In-Check Dial® wissen möchten, melden Sie sich gerne bei Ihrem/Ihrer BERLIN-CHEMIE Außendienstmitarbeitenden.

Möchten Sie Ihr eigenes Wissen zu den verfügbaren Inhalatoren auffrischen?Um Sie dabei zu unterstützen, bietet die BERLIN-CHEMIE AG Inhalatorschulungen für Pneumologen*innen, pneumologisch tätige Allgemeinmediziner*innen sowie medizinische Fachangestellte an. Dort werden die verschiedenen am Markt verfügbaren COPD- und Asthma-Inhalatoren vorgestellt. Mehr Informationen finden Sie hier  oder fragen Sie direkt Ihre*n Mitarbeiter*in im Außendienst.

Klimafreundlichkeit ist in Ihrer Praxis ein wichtiges Thema? Hier können Sie das wichtigste zur S2k-Leitlinie Klimafreundliche Verordnung von Inhalativa lesen  oder hören.

 

Quellen:

  1. BÄK, KBV, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie COPD – Teilpublikation der Langfassung, 2. Auflage. Version 1. 2021
  2. BÄK, KBV, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage. Version 1. 2020
  3. Dal Negro R.W. Multidiscip Respir Med, 2015; 10(1): 13
  4. Bosnic-Anticevich S. et al., Int J Chron Obstruct Pulmon Dis, 2017; 12: 59–71 Retrospektive Kohortenstudie mit Gesundheitsdaten aus Großbritannien von je 8.225 COPD-Patienten in 2 Kohorten (Patienten mit ähnlichen Inhalatoren und Patienten mit unterschiedlichen Inhalatoren). Prim. Endpunkt: Vergleich der Exazerbationsrate zwischen den beiden Kohorten.
  5. Grandmaison G. et al., Chronic Obstr Pulm Dis, 2024; 11(4): 406–415
  6. Informationsblatt 32: Welches Inhalationssystem ist für welchen Patienten geeignet?, Deutsche Atemwegsliga e.V., www.atemwegsliga.de/richtig-inhalieren, Stand: 26.09.
  7. Chrystyn H. et al., Respir Med, 2014; 108(2): 358–365

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