Cannabis ist legal – neue Regelungen und mögliche Risiken

Berlin, 29.05.2024 | Lesezeit: 2 Min.

Obwohl der Erwerb sowie der Besitz von Cannabis bisher nicht legal waren, hat laut dem Bundesministerium für Gesundheit der Cannabiskonsum stetig zugenommen. Unter anderem deshalb wurde die deutsche Cannabispolitik nun reformiert.1 Der Prozess der Legalisierung war von zahlreichen Diskussionen begleitet. Viele Mediziner*innen stehen der Teil-Legalisierung nach wie vor skeptisch gegenüber.

Der Konsum von Cannabisprodukten ist mit schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken vergesellschaftet.1 Auch der Bundesminister Prof. Karl Lauterbach betont: „Cannabiskonsum wird legalisiert. Gefährlich bleibt er trotzdem“.2 Die DGP fordert wegen der Gefahren, dass eine Legalisierung des Konsums zu Genusszwecken mit enger medizinischer Forschung begleitet werden muss und neue Erkenntnisse umgehend in die Drogenpolitik einfließen.3

Ziele der Cannabislegalisierung

Das Gesetz soll einerseits die organisierte Drogenkriminalität einschränken und andererseits zum Gesundheits- und Jugendschutz beitragen. Begleitend zur Legalisierung von Cannabis hat das Bundesministerium für Gesundheit daher eine Aufklärungskampagne initiiert, die besonders die Zielgruppe zwischen 12 und 25 Jahren in den Fokus nimmt. Denn die Entwicklung des Gehirns kann gerade in dieser Lebensphase besonders durch Cannabiskonsum beeinflusst werden.2 Durch die Kampagne soll über Risiken aufgeklärt und der Gesundheitsschutz somit gestärkt werden. Zudem soll durch die Legalisierung der Konsum von Schwarzmarkt-Cannabis reduziert werden, da dieses, aufgrund des unbekannten Tetrahydrocannabinol (THC)-Gehalts, giftigen Beimengen, Verunreinigungen und synthetischen Cannabinoiden mit einem (nochmals) erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden sein kann.1 Durch die Kontrolle der Qualität des Cannabis kann die Legalisierung somit dem Schutz von Konsumenten*innen dienen – dabei sollen allerdings keine Anreize für eine Ausweitung des Konsums geschaffen werden.1

 

Legales Cannabis – was bedeutet das?

Seit dem 01. April ist der Cannabis-Konsum für Erwachsene in Deutschland eingeschränkt legalisiert:1

  • Konsum: Der Konsum von Cannabis ist für Erwachsene mit Einschränkungen erlaubt. In der Nähe von Minderjährigen und einigen öffentlichen Orten, beispielsweise in der Nähe von Kindergärten oder Schulen, ist der Konsum untersagt.
  • Besitz: Bis zu 25 Gramm dürfen mitgeführt werden. Zuhause darf die Monatsmaximalmenge von 50 Gramm aufbewahrt werden.
  • Anbau: Erwachsene dürfen bis zu drei Cannabis-Pflanzen zuhause anbauen. Alternativ ist ab Juli der Anbau in nicht gewinnorientierten, behördlich genehmigten und kontrollierten Anbauvereinigungen erlaubt. Der Schutz vor Zugriff durch Minderjährige und Dritte muss dabei sichergestellt werden.
  • Besonderheiten bei jungen Erwachsenen: An unter-21-Jährige dürfen nur 30 Gramm Cannabis pro Monat mit einem maximalen THC-Gehalt von 10 % abgegeben werden.
  • Gesundheitsschutz: Bei der Abgabe von Cannabis muss Aufklärungsmaterial bereitgestellt werden. Außerdem wird Cannabis in das Nichtraucherschutzgesetz aufgenommen und es gilt ein generelles Werbeverbot.
  • Neuer Status: Cannabis und THC gelten nicht mehr als Betäubungsmittel.

Gesundheitliche Folgen von Cannabiskonsum

Diese Gesetzesänderungen beunruhigen viele Mediziner*innen, denn die gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums wurden bereits vor der Legalisierung oft unterschätzt. 4 Neben den akuten Folgen wie reduzierter Aufmerksamkeit, Einschränkungen der Psychomotorik und Apathie geben besonders die Langzeitfolgen Grund zur Sorge.1,5 Einerseits geht von der Einnahme von THC ein starkes Suchtpotential aus.1,5 Andererseits steht der regelmäßige Konsum von Cannabis im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Psychosen und Depressionen.1,5 Das Inhalieren von Cannabisprodukten ist analog zum Tabakrauchen auch mit Lungenschäden assoziiert und kann bei regelmäßigem Konsum zu Veränderungen der Lungenfunktion, chronischem Husten, Luftnot oder erhöhter Sputumproduktion führen.3 Ein weiterer Kritikpunkt an der Legalisierung ist, dass Bestrebungen der Tabakprävention sowie der Tabakentwöhnung dadurch untergraben werden könnten.3 Zusätzlich kann der inhalative Konsum von Cannabis das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen erhöhen.3

Medizinische Anwendung von Cannabis

Medizinal-Cannabis dagegen soll weiterhin einen getrennten rechtlichen Status als Arzneimittel behalten und ist somit kaum von dem neuen Cannabisgesetz betroffen. Lediglich das bisher notwendige Betäubungsmittelrezept ist nicht mehr notwendig, da der Status als Betäubungsmittel aufgehoben wurde.1 Der Nutzen des Einsatzes z. B. in der Palliativmedizin, in der Therapie von chronischen Schmerzen oder gegen Übelkeit bei Chemotherapie ist medizinisch belegt,5 muss jedoch gegen die starken Nebenwirkungen abgewogen werden.3 Aber auch hier wünscht sich die DGP noch mehr wissenschaftliche Evidenz zu generieren.3

Quellen:

  1. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/cannabis/faq-cannabisgesetz#collapse-control-7621 (letzter Aufruf 20.03.2024)
  2. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/bundeskabinett-beschliesst-cannabisgesetz-pm-16-08-23.html (letzter Aufruf 20.03.2024)
  3. https://www.pneumologie.de/aktuelles-service/presse/pressemitteilungen/begleitforschung-zu-cannabis-legalisierung (letzter Aufruf 20.03.2024)
  4. https://www.deutschlandfunk.de/legalisierung-cannabis-deutschland-ampelkoalition-100.html (letzter Aufruf 20.03.2024)
  5. https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/zwischen-rauschdroge-und-arzneimittel-145412/ (letzter Aufruf 20.03.2024)

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