Anpassung DMP COPD: bessere Versorgung, weniger Bürokratie

Berlin, 31.05.2023 | Lesezeit: 2 Min.

Disease Management Programme (DMP) sind Alltag in der Praxis mit dem Ziel eine einheitlichere Versorgung bei chronischen Erkrankungen durch klar definierte Abläufe zu gewährleisten. Dies ist auch mit hohem Dokumentationsaufwand verbunden. Aktuell laufen sechs verschiedene DMPs, weitere sind in der Planung. Kürzlich trat die neueste Anpassung des DMP COPD in Kraft, die die neuen Erkenntnisse zur COPD und den verfügbaren Therapieoptionen, die auch in die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) von 2021 eingeflossen sind, aufnimmt.

Etwa 3,4 Millionen Menschen mit gesicherter COPD-Diagnose gab es 2021 in Deutschland.1 Zum Ende des vergangenen Jahres waren 714.832 Menschen im DMP COPD eingeschrieben, deutlich weniger als im Vorjahr.2 Nur der Pandemie geschuldet oder war das DMP COPD vielleicht auch zu veraltet? Die ab 01.04. geltende aktualisierte Richtlinie soll das DMP COPD wieder auf den aktuellen Stand der Wissenschaft bringen.3 Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenhäuser haben nun ein Jahr Zeit, die entsprechenden Verträge anzupassen.4

Definition und Diagnose

Gute Nachrichten für Ihre Patienten*innen! Die Aktualisierung der Definition einer COPD sowie der Kriterien für die Diagnosestellung erlauben nun mehr Menschen mit COPD die frühzeitige Aufnahme in das DMP. Analog zur NVL soll nach Möglichkeit der altersangepasste Richtwert bei der Lungenfunktionsprüfung verwendet werden.3,5 Das soll Unterdiagnose bei Jüngeren und Überdiagnose bei Älteren verhindern. Einen besonderen Stellenwert erhält auch die Abgrenzung gegenüber Asthma, da diese relevant für die Therapieauswahl ist.3 Wichtig bei der Anamnese: zukünftig müssen beim Rauchstatus auch Passivrauchen, sowie E-Zigaretten und alternative Tabakprodukte erfasst werden.3

Exazerbationen: jetzt auch ein wichtiges Kriterium

Bei der medikamentösen Therapie gab es ebenfalls einige praxisrelevante Änderungen. Zunächst soll Theophyllin aufgrund der geringen Wirksamkeit nicht mehr verwendet werden.3 Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass Antibiotika zur Exazerbationsprophylaxe wegen des Risikos durch Nebenwirkungen und der Förderung von Resistenzen nicht geeignet sind.3 Besonders interessant ist auch die Anpassung der Kriterien für die Gabe von inhalativen Glucocorticoiden (ICS). Diese sollen nun bereits ab der zweiten Exazerbation pro Jahr oder der ersten schweren Exazerbation mit Hospitalisierung zum Einsatz kommen.3 Damit bekommen Exazerbationen einen entscheidenden Stellenwert in der Therapiesteuerung.

Weniger Dokumentationsaufwand

Ihre COPD-Patienten*innen müssen ungeplant ambulant wegen der COPD behandelt werden aber Sie erfahren nichts davon, weil der*diejenige sich beim nächsten Regeltermin nicht mehr daran erinnert? Damit soll in Zukunft Schluss sein, denn nicht mehr nur stationäre Behandlungen müssen dokumentiert werden, sondern jegliche ungeplanten, auch ambulanten Behandlungen.3 Damit wissen Sie auch Bescheid, wenn die Kommunikation mit Facharzt*ärztin oder Krankenhaus nicht optimal läuft. Außerdem müssen Überweisungen nun gar nicht mehr in der Dokumentation vermerkt werden. Dadurch erhofft sich der DMP-Ausschuss eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands.3


Quellen:

  1. Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO). Gesundheitsatlas Deutschland, 2021
  2. Zulassung der strukturierten Behandlungsprogramme (Disease Management Programme - DMP) durch das Bundesamt für Soziale Sicherung, Stand 12.04.2023
  3. Beschluss DMP-Anforderungen-Richtlinie: Änderung der Anlage 11 (DMP COPD) und der Anlage 12 (COPD-Dokumentation) sowie Anpassung des Beschlusses vom 16. Juni 2022 über die 27. Änderung der DMP-A-RL
  4. DMP COPD wurde aktualisiert, KBV Praxisnachrichten, 22.09.2022
  5. BÄK, KBV, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie COPD – Teilpublikation der Langfassung, 2. Auflage. Version 1. 2021

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