PneumoVisions 2024 – die Zukunft der Pneumologie gestalten
Berlin, 18.12.2024 | Lesezeit: 8 Min.
Jedes Jahr kamen bei der PneumoVisions führende Experten*innen der Pneumologie zusammen, um gemeinsam mit den teilnehmenden (Fach-)Ärzten*innen aktuelle Entwicklungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskutieren, um die Zukunft der Pneumologie aktiv mitzugestalten. In diesem Jahr fassten Prof. Roland Buhl, Mainz, Prof. Marek Lommatzsch, Rostock, und Dr. Maren Schuhmann, Konstanz, zusammen, was Pneumologen*innen aktuell umtreibt und warfen gemeinsam einen Blick auf heiße Themen aus der Asthmologie. Prof. Claus Vogelmeier, Marburg, beleuchtete die Rolle der dualen Bronchodilatation bei der COPD in seinem Vortrag „2 ist besser als 1“, der durch Prof. Kathrin Kahnert, Germering, und ihren Vortrag „… und aller guten Dinge sind 3 oder 4?“ ergänzt wurde. Auch wichtiger Bestandteil der Veranstaltung war der Blick auf Allergien, weshalb die PneumoVisions mit einem Ausblick von Prof. Eckard Hamelmann, Bielefeld, zu allergischer Rhinitis und wie mit neuen Empfehlungen getrost in die Zukunft geblickt werden kann, komplementiert wurde.
Prof. Buhl, Prof. Lommatzsch und Dr. Schuhmann gingen in Ihrem gemeinsamen Vortrag auf aktuelle Neuerungen im Bereich Asthma ein und besprachen dabei aktuelle Leitlinienanpassungen hinsichtlich schweren Asthmas und Phänotypisierung, gefolgt von einem Exkurs in die tägliche Praxis sowie einem Ausblick in die Zukunft der Asthmatherapie.
Definitionsanpassungen bei schwerem Asthma
Zunächst betrachteten die Referenten*innen die drei aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien: die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Asthma1, die S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma 20232 und den GINA-Report 20243. Eine bedeutsame Neuerung darin ist der Wandel der Definition von schwerem Asthma bei Erwachsenen. Diese bezieht sich nun auf nicht erreichbare Asthmakontrolle unter Therapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) in Hochdosis anstelle der Höchstdosis und passt sich damit den Zulassungen der meisten Biologika an. Durch die Gabe eines Biologikums ist die Reduktion der ICS-Dosis möglich, wie die SHAMAL-Studie4 zeigte. Das vollständige Absetzen der inhalativen Therapie empfiehlt sich jedoch nicht, da dies zum Anstieg der pulmonalen Entzündung, gemessen über die Veränderung des fraktionierten exhalierten Stickstoffmonoxid (FeNO), führte.4 Demnach rät nun die aktualisierte NVL bei guter Asthmakontrolle unter Biologikum die ICS-Dosis wenn möglich zu reduzieren, aber das ICS nicht gänzlich abzusetzen.1 Ziel bei der Behandlung von schwerem Asthma sei so, weg von „Too Late Asthma“ hin zu „At risk Asthma“ zu kommen. Gemeint ist damit, Patienten*innen mit einem erhöhten Exazerbationsrisiko anhand verschiedener Biomarker/Parameter frühzeitig zu identifizieren, sodass auch frühzeitig eine Therapie eingeleitet oder eskaliert werden kann.
Remission – Phänotypisierung ist entscheidend
Prof. Lommatzsch als Erstautor der S2k-Leitlinie stellte in diesem Themenblock zuerst noch einmal den Grundgedanken der Remission unter Behandlung vor, die in anderen Indikationen bereits gang und gäbe ist. Diese wird im Bereich Asthma laut S2k-Leitlinie wie folgt definiert:2
- Dauerhafte (≥ 12 Monate) Abwesenheit von Asthma-Symptomen
- Dauerhafte (≥ 12 Monate) Abwesenheit von Exazerbationen
- Stabile Lungenfunktion
- Kein Bedarf an systemischen Glukokortikoiden für die Behandlung von Asthma
Damit die Asthma-Remission erfolgreich wird, ist bereits die Diagnostik entscheidend. Auch hier gab es Veränderungen: Die Bedeutung der Phänotypisierung rückt in den Fokus und unterstützt dabei eine individualisierte Behandlung. Wichtiger Bestandteil ist dabei die Erfassung des „Age of Onset“, denn das Alter bei Erstmanifestation des Asthmas ist mit unterschiedlichen Phänotypen und Komorbiditäten assoziiert. Darüber hinaus spielt die Erfassung der Blut-Eosinophilen und der FeNO-Konzentration im neuen Diagnosealgorithmus eine Rolle. Die S2k-Leitlinie erlaubt nun auch eine Asthma-Diagnosestellung basierend auf dem klinischen Ansprechen auf ICS und einem FeNO über 50 ppb.2 FeNO ist darüber hinaus ein wertvoller Prädiktor für Lungenfunktionsverlust.5 In der ORACLE 2 Studie konnte gezeigt werden, dass das Risiko für eine Exazerbation mit der Konzentration von FeNO und der Eosinophilen-Anzahl korrelierte.6,7 Diese Parameter helfen demnach dabei die sogenannten „Hot Hot Hot“-Patienten*innen, also die mit besonders hohem Exazerbationsrisiko, zu identifizieren.6,7 Darüber hinaus ermöglichen diese Parameter die Einschätzung, welches Biologikum zu welchem*r Patient*in passt. Dabei sollten die Komorbiditäten ebenfalls beachtet werden. Eine entsprechende Tabelle zur personalisierten Biologikatherapie ist in der S2k-Leitlinie zu finden.2 Zusammengefasst kann die Phänotypisierung dabei unterstützen, das allgemeine Ziel „agieren, statt reagieren“ zu erreichen.
Management von leichtem Asthma – Sicht aus der Praxis
Eine von Berlin-Chemie unterstütze forsa-Umfrage mit 1.010 Asthma-Patienten*innen zeigte, dass in Deutschland 67 % der Befragten keine gute Asthmakontrolle entsprechend NVL-Kriterien aufweisen.8 Die Hürde: viele Patienten*innen sind sogenannte „Poor Perceiver“, nehmen also ihre Symptome als weniger schlimm wahr. Darauf deutete auch die Versorgungsstudie RELEVANT hin. Die befragten Ärzte*innen gaben an, dass der Großteil ihrer Patienten*innen Einschränkungen aufgrund des Asthmas nicht ausreichend von sich aus berichtete.9 Eine routinemäßige FeNO-Bestimmung könnte helfen, diese Patienten*innen ausfindig zu machen. In Bezug auf die Therapie empfehlen die Leitlinien mittlerweile, auch bei Patienten*innen mit leichtem Asthma so früh wie möglich eine ICS-enthaltende Behandlung zu initiieren.1,2
Was bringt die Zukunft?
Aus der Gruppe der JAK-Inhibitoren wird mit dem Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitor Rilzabrutinib eine neue Wirkstoffklasse in der Therapie des Asthmas erwartet. BTK spielt eine Rolle in der Immunmodulation. Neue Untersuchungen weisen nun auch auf einen Einfluss bei Entzündungen der Atemwege hin.10 Studienergebnisse zu Rilzabrutinib zeigten gegenüber Placebo ein reduziertes Risiko, die Asthmakontrolle zu verlieren.10 Zusätzlich wurde gezeigt, dass die Patienten*innen schnell auf das Medikament ansprachen und dieser Zustand auch ohne Hintergrundmedikation (ICS/ langwirksamer Beta2-Agonist (LABA)) gehalten werden konnte.10 Bis zur Zulassung des Medikaments kann es noch einige Zeit dauern, aber die Daten unterstützen den zusätzlichen Effekt von Rilzabrutinib bei Asthma.10
Auch bei den Biologika steht ein neues Präparat in den Startlöchern, das durch große Abstände in der Applikation eine deutliche Entlastung der Asthma-Patienten*innen darstellen könnte: Eine klinische Studie evaluierte das Biologikum Depemokimab bei eosinophilem, schwerem Asthma. Trotz der nur zweimal jährlichen Gabe konnte die Exazerbationsrate deutlich reduziert werden, wenn auch nicht in allen Endpunkten ein signifikanter Effekt gezeigt werden konnte.11
Grauzone Asthma oder COPD?
Eine Definitions-Grauzone befindet sich zwischen den eindeutigen COPD-Patienten*innen auf der einen Seite und den lupenreinen Asthmapatienten*innen auf der anderen. Laut Prof. Lommatzsch könnte sich diese Grauzone aus zwei Gruppen zusammensetzen: COPD-Patienten*innen mit Asthma und Asthma-Patienten*innen mit starkem Rauchkonsum. Eine Einigung zur Definition steht noch aus, das Fazit ist dennoch, dass sich beide Populationen gut für Biologika-Therapien eignen könnten, die gegen Typ2-Inflammation gerichtet sind. Deshalb werden für diese Patienten*innen mit führender COPD-Diagnose zukünftig, neben dem schon zugelassenen Dupilumab, weitere immunmodulierende Therapieoptionen erwartet.
Quellen:
1. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, Version 5.0, 2024, zuletzt abgerufen am 16.10.2024
2. Lommatzsch M, et al., S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma 2023, Pneumologie, 2023; 77: 461–543
3. Global Strategy for Asthma Management and Prevention, GINA-Report 2024, Version 1.0
4. Jackson DJ, et al., Lancet, 2024; 403(10423): 271-281
5. Çolak Y, et al., Thorax, 2024; 79(4): 349-358
6. Meulmeester FL, et al., ERJ, 2024; 64(suppl 68): PA1205
7. Meulmeester FL, et al., ERJ, 2024; 64(suppl 68): OA3761
8. Experteneinschätzung: Chancen moderner Therapieoptionen besser nutzen, Kompendium Pneumologie 2023; 17 ; forsa-Befragung zur Asthmakontrolle; die Daten wurden von forsa im Auftrag von Berlin-Chemie AG vom 29. November bis zum 9. Dezember 2022 mithilfe des Online-Panels forsa.omninet erhoben. Datenbasis: 1.010 Personen ab 18 Jahren, die in den letzten 12 Monaten unter Asthma, einschließlich allergischem Asthma, gelitten haben; statistische Fehlertoleranz: ± 4,5 Prozentpunkte;https://www.medical-hub.berlin-chemie.de/sites/g/files/fugoka451/files/2023-09/Forsa%20Daten%20Prozente_mit%20Einleitung_angepasst%20Umlauf_26.09.pdf [letzter Zugriff 02.12.2024]
9. Trinkmann F, Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma in Deutschland, MMW-Fortschritte der Medizin, 2024; 166 (S4): 3–8
10. Pavord ID, et al., ERJ, 2024; 64(suppl 68): OA2774
11. Jackson DJ, et al., N Engl J Med, 2024; DOI: 10.1056/NEJMoa2406673,online ahead of print
Relvar Ellipta 92 Mikrogramm/22 Mikrogramm, Einzeldosiertes Pulver zur Inhalation; Relvar Ellipta 184 Mikrogramm/22 Mikrogramm, Einzeldosiertes Pulver zur Inhalation. Wirkstoffe: Fluticasonfuroat/Vilanterol (als Trifenatat). Zusammensetzung: Jede einzelne Inhalation enthält eine abgegebene Dosis (die aus dem Mundstück abgegebene Dosis) von 92 bzw. 184 µg Fluticasonfuroat und 22 µg Vilanterol (als Trifenatat). Sonst. Bestandt.: Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph.Eur.). Anwendungsgebiete: Asthma: Regelmäßige Behandlung bei Erwachsenen u. Jugendlichen ab 12 J., bei denen ein Kombinationspräparat (langwirksamer Beta2-Agonist u. inhalatives Kortikosteroid [ICS]) angezeigt ist: Patienten, die mit ICS u. einer Bedarfsmedikation mit inhalativen kurzwirksamen Beta2-Agonisten nicht ausreichend eingestellt sind od. Patienten, die mit ICS und langwirksamen Beta2-Agonisten bereits ausreichend eingestellt sind. Zusätzl. bei Relvar Ellipta 92 µg/22 µg: Symptomatische Behandlung v. Erwachsenen m. chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) mit einem FEV1 < 70 % des Normwerts (nach Anwendung eines Bronchodilatators), die trotz regelmäßiger bronchodilatatorischer Therapie Exazerbationen i. d. Vorgeschichte aufweisen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. die Wirkstoffe od. einen d. sonst. Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Kopfschmerzen, Nasopharyngitis.Häufig: Pneumonie, Infektion d. oberen Atemwege, Bronchitis, Influenza, Candidiasis im Mund-und Rachenraum, Schmerzen im Oropharynx, Sinusitis, Pharyngitis, Rhinitis, Husten, Dysphonie, Bauchschmerzen, Arthralgie, Rückenschmerzen, Frakturen, Muskelkrämpfe, Fieber. Gelegentlich: Hyperglykämie, verschwommenes Sehen, Extrasystolen. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließl. Anaphylaxie, Angioödem, Hautausschlag, Urtikaria), Angstzustände, Tremor, Palpitationen, Tachykardie, paradoxer Bronchospasmus. Warnhinweis: Enthält Lactose. Verschreibungspflichtig. Weitere Einzelheiten enthalten die Fach- und Gebrauchsinformationen, deren aufmerksame Durchsicht empfohlen wird. Pharmazeutischer Unternehmer: GlaxoSmithKline (Ireland) Limited, 12 Riverwalk, Citywest Business Campus, Dublin 24, Irland. Örtlicher Vertreter für Deutschland: BERLIN-CHEMIE AG, 12489 Berlin. (Stand 08.22)
Relvar Ellipta wurde in Zusammenarbeit mit INNOVIVA entwickelt.
COPD – 2 sind besser als 1
Prof. Vogelmeier stellte in seinem Vortrag unter anderem die EMAX-Studie und deren wichtigste Ergebnisse vor.1 Ein entscheidendes Kriterium der Patienten*innen dieser Studie, und ein essenzieller Unterschied zu vielen anderen Studien, war ihr steroidfreier Status.1 Die nach dem GOLD-Report2 als Gruppe B charakterisierten COPD-Patienten*innen wurden auf drei Studienarme aufgeteilt, um die duale Therapie aus dem langwirksamen Muskarinrezeptor Antagonisten (LAMA) Umeclidinium (UMEC) und dem langwirksamen Beta2-Antagonisten (LABA) Vilanterol (VI) im Vergleich zu den Monotherapien Umeclidinium und Salmeterol (SAL; LABA) zu untersuchen.1 Die Teilnehmenden hatten zu Studienbeginn eine typische Lungenfunktion und Symptomatik, einen COPD-Assessment-Test (CAT)-Wert über 10 und maximal eine moderate sowie keine schwere Exazerbation im Vorjahr.1 Eine Posthoc-Analyse der Studie untersuchte u. a. die Atemnot, gemessen am Transition Dyspnoea-Index (sekundärer Endpunkt).3 Die Daten zeigten, dass die duale Therapie gegenüber den Monotherapien überlegen war.3 Die Studie zeigte, dass sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität unter dualer Therapie konsistent verbesserte, unabhängig vom zum Ausgangspunkt gemessenen CAT-Wert (SAL: p<0,05; UMEC: ns).3 Die Studie bestätigte zusätzlich den Vorteil von UMEC/VI gegenüber einer Monotherapie mit UMEC oder SAL, z. B. unter dem Aspekt einer verbesserten Lungenfunktion (FEV1) oder auch der Reduktion von klinisch relevanten Verschlechterungen.1 Diese relevanten Vorteile einer LAMA/LABA-Therapie sind eine wichtige Grundlage für Therapieentscheidungen, sodass eine duale Therapie auch im GOLD-Report die entsprechende Empfehlung erhalten hat.2
Wann und wie oft?
Eine internationale Onlinebefragung von Patienten*innen mit schwerer COPD untersuchte, wann diese die größte Symptombelastung verspüren.4 Wie erwartet litten die meisten Patienten*innen morgens stark unter ihren Symptomen. Viele zeigten aber auch abends oder nachts eine hohe Belastung.4 Bei der Entscheidung, ob eine einmal oder zweimal tägliche Therapie für den*die Patienten*in geeignet ist, sollten diese Informationen stets einbezogen werden. Bei Patienten*innen die morgens und abends eine hohe Symptomlast zeigen, könnte laut Prof. Vogelmeier eine zweimal tägliche Behandlung gut geeignet sein, während Patienten*innen, die vorwiegend morgens stark eingeschränkt sind, von einer einmal täglichen Therapie profitieren könnten.
Wenn ICS, dann als Tripletherapie
Des Weiteren berichtete Prof. Vogelmeier über über die Ergebnisse zweier klinischer Studien, IMPACT5 und FLAME6, die Triple- versus duale Therapien [FF/UMEC/VI vs. FF/VI 92/22 und UMEC/VI] bzw. LAMA/LABA vs. LABA/ICS [Indacaterol/Glycopyrronium vs. Salmeterol/Fluticasonpropionat] untersuchten, und resümierte, dass die Exazerbationshistorie möglicherweise das Ansprechen auf verschiedene Therapien beeinflusst. So wird vermutet, dass Patienten*innen die ein höheres Risiko für Exazerbationen haben, vorwiegend von einem ICS profitieren könnten.2 In Bezug auf die Exazerbations-Prävention bei Patienten*innen der GOLD-Gruppe E, mit Blut-Eosinophilen ≥ 300 Zellen/µl und ICS-Indikation wird nach GOLD 2025 eine Tripletherapie empfohlen.2 Darüber hinaus zeigte eine auf dem ERS vorgestellte US-amerikanische Studie, dass der Zeitpunkt der Eskalation auf eine Tripletherapie [Budesonid/Glycopyrronium/Formoterol] nach einer Exazerbation relevant ist, da die Patienten*innen von einer Umstellung innerhalb der ersten 30 Tage nach Exazerbation in Bezug auf zukünftige Exazerbationen sowie hinsichtlich kardiopulmonaler Events profitierten.7
ABRA-Studie – Einsatz von Benralizumab bei akuten Exazerbationen
Prof. Kahnert stellte eine stark diskutierte Studie vor, die ABRA-Studie8, die den Effekt einer einmaligen Injektion von Benralizumab bei akuten Exazerbationen, sowohl bei Asthma- als auch COPD-Patienten*innen, im Vergleich zu Prednisolon allein oder in der Kombination beider Wirkstoffe untersuchte.8 Die eingeschlossenen Patienten*innen hatten einen stark erhöhten Blut-Eosinophilen-Wert, waren schlecht kontrolliert und hatten eine ausgeprägte Exazerbations-Historie im letzten Jahr.8 Sowohl der primäre Endpunkt, Therapieversagen nach 90 Tagen, sowie der zweite Endpunkt, Zeit bis Therapie-Versagen, zeigten, dass Benralizumab (gepoolte Ergebnisse für Benralizumab allein und in Kombination) der Standardbehandlung mit Prednisolon auch langfristig, überlegen war.8 Benralizumab könnte damit eine neue Behandlungsmöglichkeit bei akuten, eosinophilen Exazerbationen darstellen.8 Unklar ist bisher, ob und wie das in einer Zulassung des Benralizumab abgebildet werden könnte.
Quellen:
1. Maltais F, et al. Respir Res. 2019;20(1):238. EMAX-Studie: 24-wöch. random., doppelbl., doppel-dummy Parallelgruppenstudie, 2.431 COPD-Patienten. Prim. Endpunkt: Trough FEV1 in Woche 24 UMEC/VI 55/22 µg (1x tgl.) vs. UMEC 55 µg (1x tgl.) vs. SAL 50 µg (2x tgl.). Sek. Endpunkte: u.a. Transition Dyspnoe Index (TDI; Studie war dafür auch gepowert).
2. Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Pulmonary Disease, GOLD-Report 2025, Version 1.0
3. Vogelmeier CF, et al., Ther Adv Respir Dis, 2020; 14: 1753466620968500. EMAX-Studie (Maltais F, et al. Respir Res. 2019; 20(1): 238): COPD-Patienten, die neben Studienmedikation keine inhalativen Kortikoide erhielten. Prim. Endpunkt: Trough FEV1 in Woche 24 UMEC/VI vs. UMEC vs. SAL. Weitere Endpunkte u.a. Dyspnoe (TDI), SGRQ, CAT. Post hoc Subgruppenanalyse der Intent-to-Treat-Population: Vergleich der Symptomschwere anhand Baseline-CAT (<20 vs. ≥20).
4. Partridge MR, et al., Curr Med Res Opin, 2009; (8): 2043–2048
5. Lipson DA, et al., N Engl J Med, 2018; 378(18): 1671–1680 IMPACT-Studie: 52-wöchige randomisierte, doppelblinde Phase-III-Studie, 10.355 COPD-Patienten. Primärer Endpunkt: jährliche Rate moderater/schwerer Exazerbationen zwischen FF/UMEC/VI vs. FF/VI 92/22 μg und vs. UMEC/VI signifikant reduziert. Sekundäre Endpunkte u. a. Verbesserung der Einsekundenkapazität (FEV1) vs. FF/VI 92/22 μg und vs. UMEC/VI signifikant, jährl. Rate schwerer Exazerbationen vs. FF/VI 92/22 μg und vs. UMEC/VI reduziert.
6. Wedzicha JA, et al., Int J Chron Obstruct Pulmon Dis, 2017; 12: 339–349
7. Pollack M, et al., ERJ, 2024; 64(suppl 68): PA1151
8. Ramakrishnan et al., ERJ, 2024; 64(suppl 68): RCT3716
Laventair Ellipta 55 Mikrogramm/22 Mikrogramm, Einzeldosiertes Pulver zur Inhalation. Wirkstoffe: Umeclidinium/Vilanterol (als Trifenatat). Zusammensetzung: Jede einzelne Inhalation enthält eine abgegebene Dosis (die aus dem Mundstück abgegebene Dosis) von 65 µg Umeclidiniumbromid (entsprechend 55 µg Umeclidinium) und 22 µg Vilanterol (als Trifenatat). Sonst. Bestandt.: Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph.Eur.). Anwendungsgebiete: Bronchialerweiternde Erhaltungstherapie zur Symptomlinderung bei erwachsenen Patienten m. chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. die Wirkstoffe od. einen d. sonst. Bestandteile. Nebenwirkungen: Häufig: Infektion d. Harnwege, Sinusitis, Nasopharyngitis, Pharyngitis, Infektion d. oberen Atemwege, Kopfschmerzen, Husten, Schmerzen im Oropharynx, Obstipation, trockener Mund. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließl. Hautausschlag), Tremor, Geschmacksstörung, Vorhofflimmern, supraventrikuläre Tachykardie, idioventrikulärer Rhythmus, Tachykardie, supraventrikuläre Extrasystolen, Palpitationen, Dysphonie, Muskelspasmen. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließl. Anaphylaxie, Angioödem, Urtikaria), verschwommenes Sehen, Glaukom, erhöhter Augeninnendruck, Augenschmerzen, paradoxer Bronchospasmus, Harnverhalt, Dysurie, Blasenhalsobstruktion.Häufigkeit nicht bekannt:Schwindel. Warnhinweis: Enthält Lactose-Monohydrat. Verschreibungspflichtig. Weitere Einzelheiten enthalten die Fach- und Gebrauchsinformation, deren aufmerksame Durchsicht empfohlen wird. Pharmazeutischer Unternehmer: GlaxoSmithKline (Ireland) Limited, 12 Riverwalk, Citywest Business Campus, Dublin 24, Irland. Örtlicher Vertreter für Deutschland: BERLIN-CHEMIE AG, 12489 Berlin. (Stand 11.24)
Laventair Ellipta wurde in Zusammenarbeit mit INNOVIVA entwickelt.
Elebrato Ellipta 92 Mikrogramm/55 Mikrogramm/22 Mikrogramm, Einzeldosiertes Pulver zur Inhalation. Wirkstoffe: Fluticasonfuroat/Umeclidinium/Vilanterol (als Trifenatat). Zusammensetzung: Jede einzelne Inhalation enthält eine abgegebene Dosis (die aus dem Mundstück abgegebene Dosis) von 92 µg Fluticasonfuroat, 65 µg Umeclidiniumbromid (entsprechend 55 µg Umeclidinium) und 22 µg Vilanterol (als Trifenatat). Sonst. Bestandt.: Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph.Eur.). Anwendungsgebiete: Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten m. moderater bis schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid u. einem langwirksamen Beta2-Agonisten od. mit einer Kombination aus einem langwirksamen Beta2-Agonisten und einem langwirksamen Muscarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. die Wirkstoffe od. einen d. sonst. Bestandteile. Nebenwirkungen: Häufig: Pneumonie, Infektion d. oberen Atemwege, Bronchitis, Pharyngitis, Rhinitis, Sinusitis, Influenza, Nasopharyngitis, Candidiasis i. Mund- u. Rachenraum, Harnwegsinfektion, Kopfschmerzen, Husten, Schmerzen i. Oropharynx, Obstipation, Arthralgie, Rückenschmerzen. Gelegentlich: virale Infektion d. Atemwege, Dysgeusie, verschwommenes Sehen, Glaukom, Augenschmerzen, supraventrikuläre Tachyarrhythmie, Tachykardie, Vorhofflimmern, Dysphonie, trockener Mund, Frakturen. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen einschl. Anaphylaxie, Angioödem, Urtikaria u. Hautausschlag, Hyperglykämie, Angstzustände, Tremor, erhöhter Augeninnendruck, Palpitationen, Muskelspasmen, Harnretention, Dysurie. Warnhinweis: Enthält Lactose. Verschreibungspflichtig. Weitere Einzelheiten enthalten die Fach- und Gebrauchsinformation, deren aufmerksame Durchsicht empfohlen wird. Pharmazeutischer Unternehmer: GlaxoSmithKline Trading Services Limited, 12 Riverwalk, Citywest Business Campus, Dublin 24, Irland. Lokaler Vertreter in Deutschland: BERLIN-CHEMIE AG, 12489 Berlin. (Stand 08.23)
Brimica® Genuair® 340 Mikrogramm/12 Mikrogramm Pulver zur Inhalation. ▼ Wirkstoffe: Aclidiniumbromid und Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.). Zusammensetzung: Jede abgegebene Dosis (über das Mundstück abgegebene Dosis) enthält 340 µg Aclidinium (als 396 µg Aclidiniumbromid) und 11,8 µg Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.). Dies entspricht einer abgemessenen Dosis von 343 µg Aclidinium (als 400 µg Aclidiniumbromid) und von 12 µg Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.). Sonst. Bestandt.: Lactose-Monohydrat. Anwendungsgebiete: Bronchodilatatorische Erhaltungstherapie zur Linderung von Symptomen bei Erwachsenen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. die Wirkstoffe od. einen der sonst. Bestandteile. Nebenwirkungen:Häufig: Nasopharyngitis, Harnwegsinfektionen, Sinusitis, Zahnabszesse, Schlafstörungen, Angstzustände, Kopfschmerzen, Schwindel, Tremor, Husten, Durchfall, Übelkeit, Mundtrockenheit, Myalgie, Muskelkrämpfe, Anstieg der Kreatinphosphokinase im Blut. Gelegentlich: Hypokaliämie, Hyperglykämie, Agitiertheit, Geschmacksstörung, verschwommenes Sehen, Tachykardie, Verlängerung des QTc-Intervalls im EKG, Palpitationen, Angina pectoris, Dysphonie, Rachenreizung, Stomatitis, Ausschlag, Pruritus, Harnverhalt, Blutdruckanstieg. Selten: Überempfindlichkeit, Bronchospasmen (einschließl. paradoxe). Häufigkeit nicht bekannt: Angioödem, anaphylaktische Reaktion. Warnhinweis: Enthält Lactose. Verschreibungspflichtig. Weitere Einzelheiten enthalten die Fach- und Gebrauchsinformation, deren aufmerksame Durchsicht empfohlen wird. Pharmazeutischer Unternehmer: Covis Pharma Europe B.V., Gustav Mahlerplein 2, 1082MA Amsterdam, Niederlande. Lokale Vertreter in Deutschland: BERLIN-CHEMIE AG, 12489 Berlin und Covis Pharma Europe B.V. (Stand 12.22)
Allergien werden häufiger
Atopische Erkrankungen nehmen vom Kindesalter zur Pubertät hin zu.1 Im Alter von 14-17 Jahren sind damit etwa 18 % von Heuschnupfen und 7 % von Asthma betroffen.1 In diesem Alter sei auch nicht mehr davon auszugehen, dass sich die Allergie noch „herauswachse“, so Prof. Hamelmann. Aktuelle Prävalenzen bei Erwachsenen verschiedener Altersgruppen lassen zwar die Annahme zu, mit steigendem Alter würden Allergien wieder seltener werden, dies sei jedoch laut Hamelmann irreführend. Dieser Trend sei tatsächlich darauf zurückzuführen, dass Allergien über die Generationen hinweg immer häufiger auftraten. Die Prävalenz in Deutschland lag dabei zum Zeitpunkt der letzten Erhebung 2017 bei jungen Erwachsenen (18 - 29 Jahre) zwischen 30 % und 40 %.2 Sensibilisierungen gegen mindestens eines der häufigsten Allergene lagen sogar bei etwa 40 % der Jugendlichen vor.3 Daten zeigten auch, dass eine frühe Sensibilisierung ein starker Prädiktor für das spätere Auftreten von Allergien und Asthma ist: Bei Kindern, bei denen vor Vollendung des 8. Lebensjahres bereits eine Sensibilisierung festgestellt wurde, war das Risiko bis zum 19. Lebensjahr an Allergien bzw. Asthma zu erkranken 22,3-mal bzw. 4,7-mal so hoch wie bei Kindern, bei denen nie eine Sensibilisierung festgestellt wurde.4
Keine triviale Erkrankung
Allergiesymptome werden Prof. Hamelmanns Praxiserfahrung nach trotz starker Auswirkungen auf die Lebensqualität noch immer als normal hingenommen, anstatt ärztliche Hilfe zu suchen. Gerade bei älteren Generationen sei das der Fall und „Heuschnupfen“ werde oft nicht mit Allergien gleichgesetzt. Allerdings können Allergien das tägliche Leben, gerade bei Kindern, erheblich beeinträchtigen und mit ernsthaften Komorbiditäten und Folgeerkrankungen einhergehen.5 Schlafstörungen, Nasenpolypen, häufige Infekte und Aufmerksamkeitsstörungen sind nur einige Folgen, die in diesem Zusammenhang zu nennen sind.5 Andere atopische Erkrankungen treten besonders häufig als Komorbiditäten auf.
Therapie ernstnehmen
Prof. Hamelmann berichtete, dass Allergie-Betroffene häufig zunächst eine „Polytherapie Freestyle“ in Eigenregie versuchen und sich erst bei starken Allergiebeschwerden in der Praxis vorstellen. Daher sei die Aufklärung ein essenzieller Teil der Behandlung. Eine Allergenkarenz sei in den meisten Fällen kaum umsetzbar, eine Therapie demnach umso wichtiger. Gerade bei Kindern sollte auch die Allergen-Immun-Therapie bedacht werden, um der späteren Entwicklung von Asthma zuvorzukommen.
Quellen:
1. Klimek, L. et al., Allergo J 2019; 28(7): 20–46
2. Schmitz, R. et al., Journal of Health Monitoring 2017; 2(1): 77–82
3. Schmitz, R. et al., Int Arch Allergy Immunol 2013; 162(3): 263–270
4. Bunne, J. et al., J Allergy Clin Immunol Pract 2022 10(2): 577–585
5. Hamelmann, E. et al., Respir Med 2024; 234: 107812. Online ahead of print
Viel Dank für Ihre Bewertung!
Ihr Feedback hilft uns, unsere Inhalte interessant zu gestalten.